puredesmondHalberstadt, 3. Februar 2012. Im Großen Haus des Nordharzer Städtebundtheaters in der Halberstädter Spiegelstraße waren die leisen Töne ganz groß geschrieben, als das Cool Jazz Quartett „pure desmond“ die Bühne betrat. Die vier jungen Musiker, die seit 10 Jahren in dieser Besetzung zusammen auftreten, präsentierten ihr an diesem Tag erschienenes Album „When Lights Are Low“ (Minor Music / In-Akustik).

Ihre Musik widmet sich ganz dem Schaffen des Saxophonisten Paul Desmond, der durch seine Mitgliedschaft im Dave Brubeck Quartett weltberühmt wurde, vor allem mit seinem Hit „Take Five“, der sich als erste Single im Jazz mehr als 1 Million mal verkaufte. Paul Desmonds eigenes Quartett war ohne Piano, sondern mit Gitarre besetzt und in der gleichen Besetzung gründete sich auch „pure desmond“ im Jahr 2002 an der Musikhochschule Hannover, wo sich die jungen Männer als Studenten kennen lernten.

Heute sind es allesamt arrivierte Musiker, die in verschiedenen Stilistiken zuhause sind und diese Einflüsse in die gemeinsame Musik mit einbringen. Das wird deutlich, wenn Johann Weiß an der Gitarre und Lorenz Hargassner am Saxophon in kongenialen Duo-Passagen ihre Eigenkomposition „Unbearable Lightness“ zum besten geben oder wenn Sebastian Deufel am Schlagzeug und Christian Flohr am Bass beim Cool-Jazz-Klassiker „Bernie’s Tune“ den gemeinsamen Swing-Rhythmus finden, der an die goldene Ära des Jazz der 50er und 60er Jahre erinnert.

Dabei bringt das Ensemble mit eigenwilligen Arrangements nicht nur Standards wie Duke Ellingtons „Caravan“ in Schwung sondern weiß auch mit überzeugenden Kompositionen Akzente zu setzen. Bei ihrem Groove-orientierten Stück „Dynamic Double“ entwickelt sich aus einer ungewöhnlichen Melodie und einer „Bridge“ mit vertrauten Klängen eine gewagte moderne Improvisation, die offenbart, wie gut sich die vier Musiker bereits kennen. 

Mit klaren dynamischen Verläufen, einem breiten Repertoire von Uptempo-Stücken bis hin zu gefühlvollen Balladen und einem Schuss Humor in der Moderation von Lorenz Hargassner konnte das Quartett die knapp 300 Zuhörer für sich gewinnen. Highlights waren außerdem drei Werke von John Cage, die das Ensemble für das Konzert in Halberstadt zu Ehren des Halberstädter Orgel-Projekts einstudiert hatten und die sich erstaunlich gut in das Programm einfügten. Sogar ein eigenes Stück aus den Tönen, die derzeit in der Burchardi-Kirche zu hören sind hatten die vier im Gepäck. Zum Abschluss gab es tosenden Applaus und Blumen für die Künstler, die vom begeisterten Publikum für zwei Zugaben wieder auf die Bühne geholt wurden, darunter eine charmante Gesangseinlage des Saxophonisten.

Stefan Emmerich

Aufführungsort

Burchardikirche
Am Kloster 1
38820 Halberstadt